Neujahr in Japan - Bräuche am japanischen Neujahrsfest Ō-Shogatsu (お正月)
In Japan wird das Neujahr, bekannt als Shogatsu, mit großer Begeisterung gefeiert und ist eins der bedeutendsten Feiertage im Land. Es markiert den Beginn eines neuen Jahres nach dem gregorianischen Kalender, wobei die Tage zwischen dem 1. und 3. Januar im Mittelpunkt der Festlichkeiten stehen.
Bereits im Dezember beginnen die Vorbereitungen für den Jahreswechsel, wie im Artikel 'Silvester in Japan' näher erläutert. Zu diesen Vorbereitungen gehört das Schreiben von Neujahrskarten, Reinigen der Häuser und das Anbringen von Dekorationen, um positive Geister willkommen zu heißen.
Das Neujahr selbst wird mit 108 Glockenschlägen der Tempelglocken eingeläutet. Der Neujahrstag selbst ist ein Tag der Ruhe und des Beisammenseins, an dem sich die Menschen Zeit nehmen, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und Hoffnungen für das neue Jahr zu hegen. Besondere Speisen, wie Osechi-Ryori, unterstreichen diese Tradition.
Träume, Sonnenaufgang und Glücksbringer - Die ersten Dinge am Neujahrstag
Das Neujahrsfest in Japan ist eine Zeit der Traditionen und spirituellen Praxis, beginnend mit dem ersten Schreinbesuch, dem Erleben des ersten Sonnenaufgangs und dem besonderen Augenmerk auf den ersten Traum des Jahres.
Hatsumode (初詣) - der erste Schreinbesuch
Zu Beginn des Jahres ist Hatsumode, der erste Schrein- oder Tempelbesuch des Jahres, eine weit verbreitete Praxis. Viele Menschen pilgern zu diesem Anlass zu Schreinen und Tempeln. Sie beten für Gesundheit, Glück und Wohlstand und kaufen Glücksbringer (Omamori). Einige, vor allem Ältere, tragen bei diesen Besuchen ein traditionellen Kimono, bei Jüngeren ist das selten zu sehen. An den Schreinen oder auf den Wegen dahin gibt es viele Stände mit Essen, Spielen oder Süßigkeiten. Es ist ein bisschen wie auf einem Jahrmarkt.
Hatsuhinode (初日の出) - der erste Sonnenaufgang des Jahres
Der erste Sonnenaufgang des Jahres, bekannt als Hatsuhinode, ist ein symbolträchtiger Moment, der Hoffnung und Erneuerung verkörpert. Zahlreiche Menschen sammeln sich an Orten mit guter Sicht, um das Schauspiel zu beobachten und das neue Jahr begrüßen zu können. Es wird als besonderes Omen angesehen, die ersten Sonnenstrahlen zu begrüßen.
Hatsuyume (初夢) - der erste Traum
Nach der japanischen Tradition wird dem ersten Traum des neuen Jahres, dem Hatsuyume, eine besondere Vorhersagekraft zugesprochen. Zum Beispiel steht das Träumen von Fuji-san (dem Berg Fuji) für eine gute Gesundheit, während das Träumen von einem Falken für Erfolg und Wohlstand steht.
Was essen Japaner zu Neujahr?
Die japanische Neujahrsfeier ist sowohl ein kulinarisches als auch ein visuelles Ereignis, geprägt durch eine Vielfalt an traditionellen Gerichten, von denen jedes seine eigene symbolische Bedeutung hat.
Osechi Ryori (御節料理) - das japanische Neujahrsgericht
Osechi Ryori, eine Zusammenstellung farbenfroher Gerichte, wird kunstvoll in Jubako-Boxen arrangiert, die den Bento-Boxen ähneln. Jedes Gericht in Osechi Ryori trägt eine besondere symbolische Bedeutung. Das Neujahrsessen wird im Voraus zubereitet, um den Neujahrstag ohne Kochen verbringen zu können. Diese Speisen sind reich an Symbolik; zum Beispiel steht Kazunoko (gekörnter Rogen) für Fruchtbarkeit und Tazukuri (karamellisierte Sardinen) für eine reiche Ernte.
Mochi und Ozōni (お雑煮) - Suppe mit Reiskuchen
Zōni ist eine klare oder misobasierte Suppe, die je nach Region mit Gemüse, Fisch oder Fleisch zubereitet wird und als Teil des ersten Frühstücks des neuen Jahres serviert wird. Der unverzichtbare Bestandteil von Zōni ist Mochi. Dieser klebrige Reiskuchen wird entweder gegrillt oder gekocht und symbolisiert ein langes und erfolgreiches Leben.
Otoso (お屠蘇) - besonderer Sake
Ein weiterer Neujahrsbrauch ist der Genuss von Toso, einem würzigen Sake, der von Japanern ausschließlich während des Neujahrsfestes getrunken wird. Die besonderen Zutaten des Sake sind Kräuter und Gewürze, die Übel vertreiben und für ein langes Leben sorgen sollen. Die Familie kommt zusammen, um das Getränk in einer besonderen Zeremonie zu genießen.
Nanakusa no sekku (七草の節句) - das japanische Neujahrsfest klingt aus
Das Fest der sieben Kräuter, bekannt als Nanakusa no sekku, läutet das Ende des japanischen Neujahrsfestes ein. Am »Tag der Menschen« (Jinjitsu) bereiten Japaner Nanakusa-gayu, einen Reisbrei mit sieben Wildkräutern, und betet für Gesundheit im neuen Jahr. Diese Tradition wurzelte in einer Zeit, in der frisches Gemüse im Winter rar war. Das Sammeln und Zubereiten von Wildkräutern war damals ein wertvoller Beitrag zur Gesundheit. Heute, wo ganzjährig frisches Gemüse verfügbar ist, dient das Essen des Sieben-Kräuter-Reisbreis als leichte, bekömmliche Mahlzeit nach den festlichen Tagen.
Weitere Neujahrsbräuche in Japan
Otoshidama (お年玉) - ein Brauch, der Kinder glücklich macht
Am Neujahr geben Erwachsene den Kindern in ihren Familien kleine Umschläge, bekannt als Pochibukuro, mit Geldgeschenken, genannt Otoshidama. Dieser Brauch erfreut Kinder und die Spielzeuggeschäfte. In manchen Familien lassen es sich die Großeltern nicht nehmen, ihren erwachsenen Enkeln auch noch kleine Geldgeschenke zu geben.
Traditionelle japanische Spiele
Während der Feiertage erfreuen sich traditionelle Spiele wie Karuta (ein Kartenspiel), Hanetsuki (ähnlich wie Badminton), Fukuwarai (ein Gesichter-Zusammensetz-Spiel) und Koma (Kreiselspiel) großer Beliebtheit.
Kakizome (書き初め) - Neujahrsvorsätze
Kakizome, das erste Schreiben des Jahres, ist eine Tradition, bei der Menschen ihre Vorsätze und Wünsche für das Jahr formulieren und in traditioneller Kalligraphie aufschreiben. Sie wählen dabei japanische Gedichte, Sprichwörter oder Wünsche. In Schulen wird Kakizome oft als eine Veranstaltung durchgeführt, bei der Schüler Wörter oder Phrasen schreiben, die ihre persönlichen Ziele oder Träume darstellen. Die Werke werden traditionell bis zum 15. Januar ausgestellt, wonach sie in einem Ritual verbrannt werden, um Glück und Erfolg für das kommende Jahr zu wünschen.
Daruma - Motivator auch in schwierigen Zeiten
Daruma-Puppen sollen motivieren auch widrige Zeiten zu überstehen und seine Ziele nicht aus dem Auge zu verlieren. Sie sind wie Stehaufmännchen: Wenn man sie anstößt, wackeln sie, fallen aber nicht um.. Beim Erwerb eines Daruma malt man ein Auge schwarz und setzt sich ein Ziel. Ist das Ziel erreicht, wird das zweite Auge ausgemalt. Am Ende des Jahres werden Daruma-Puppen oft in Tempeln verbrannt, in einer Zeremonie namens "Daruma Kuyo", um Dankbarkeit für die Hilfe des Daruma bei der Erfüllung der Wünsche auszudrücken.
Neujahrsgruß des Kaisers
Eine besondere Tradition ist die Neujahrsbotschaft des Kaisers am 2. Januar. An diesem Tag haben die Bürger die Möglichkeit, den kaiserlichen Palast zu besuchen und die Neujahrsansprache des Kaisers direkt zu erleben. Diese Tradition symbolisiert die enge Verbindung zwischen dem Kaiserhaus und dem Volk. Es ist zudem eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen die Öffentlichkeit direkten Zugang zum Kaiser hat.
Hatsuuri und Fukubukuro - Kaufrausch im neuen Jahr
Hatsuuri, der erste Einkaufstag des Jahres, ist bekannt für seine großzügigen Rabatte und Sonderangebote. Manche Kaufhäuser starten bereits um Mitternacht des 1. Januar aber die meisten Geschäfte beginnen erst am 2. Januar mit dem Sonderverkauf. Besonders beliebt sind dabei die Fukubukuro, sogenannte 'Glückstüten', die mit einer Überraschungsauswahl an Artikeln gefüllt sind. Hier kann man wirklich gute Schnäppchen machen.
Rückkehr zum Alltag
Nach dem Ende der Neujahrsfeiertage in Japan kehrt das Leben wieder zurück zur Normalität. Dieser Übergang wird auch durch Bräuche und Traditionen geprägt, die sowohl den sozialen als auch den spirituellen Aspekt des Alltags widerspiegeln.
Shinnenkai (新年会) - Neujahrstreffen mit Freunden und Kollegen
Shinnenkai sind Neujahrsfeste im Januar, bei der Freunde oder Kollegen sich versammeln, um in geselliger Runde einen positiven Start ins neue Jahr zu feiern. Bei diesen Zusammenkünften wird oft köstlich gespeist und angestoßen. In Unternehmen werden formelle Reden gehalten und Pläne für das kommende Jahr präsentiert.
Kagami Biraki - Öffnen des Kagami Mochi
Ein weiterer Neujahrsbrauch ist Kagami Biraki am 11. Januar, wörtlich übersetzt als 'das Öffnen des Spiegels', ein Ritual, das Gesundheit und Wohlergehen symbolisiert. Anstatt den Mochi mit einer Klinge zu schneiden, was als schlechtes Omen gilt, wird er mit einem Holzhammer geöffnet. Die Mochi-Stücke werden anschließend mit einer Suppe oder gegrillt verzehrt.
Dondoyaki (どんど焼き・左義長) und Koshōgatsu (小正月) - Feuerfest zum kleinen Neujahr
Koshōgatsu, das kleine Neujahr, wird traditionell am 15. Januar gefeiert und markiert gemeinsam mit dem Dondoyaki-Feuerfest das Ende der Neujahrsfeierlichkeiten. Die Götter des neuen Jahres werden willkommen geheißen und mit Feuer in den Himmel zurückgebracht werden. Ausgediente Neujahrsschmuckstücke und Glücksbringer des vergangenen Jahres werden an diesem Tag rituell verbrannt. Ebenso die Kakizome, die kalligraphierten Neujahrsvorsätze. Die Reste der Kagami Mochi werden über dem Feuer geröstet und gegessen. Es heißt, dass du, wenn du über dem Feuer geröstete Reiskuchen isst, ein ganzes Jahr lang gesund bleibst und dass sich deine Handschrift verbessert, wenn die Flammen aus der Verbrennung der ersten Kalligrafie hoch aufsteigen.
FAQ - Häufig gestellte Fragen zum Neujahr in Japan
Wann ist in Japan Neujahr?
In Japan ist Neujahr das wichtigste Fest des Jahres und wird an den ersten drei Tagen, also vom 1. bis zum 3. Januar gefeiert. Der 1. Januar ist ein nationaler Feiertag, an dem die meisten Geschäfte geschlossen sind. An diesen ersten drei Tagen besuchen viele Menschen ihre Familien.
Wie lange ist in Japan Neujahr?
Viele Unternehmen und Behörden bleiben die ganze erste Woche des neuen Jahres geschlossen. Traditionelle Neujahrsfeierlichkeiten erstrecken sich bis zum 7. Januar, die mit dem Fest der sieben Kräuter enden. Und die "Ausläufer" des Neujahrsfestes ziehen sich bis zum 15. Januar, dem Feuerfest zum kleinen Neujahr.
Wie sagt man ein gutes neues Jahr in Japan?
Der traditionelle Neujahrsgruß in Japan lautet 'Akemashite omedetō gozaimasu', was 'Herzlichen Glückwunsch zum Beginn [des neuen Jahres]' bedeutet. Dieser Ausdruck ist speziell für den Neujahrsanlass reserviert.
Wie lange wünscht man in Japan ein gutes neues Jahr?
Japaner wünschen einander bis zum 31. Januar ein gutes neues Jahr. Danach ist es weniger üblich, diese Grüße auszusprechen, da angenommen wird, dass jeder bereits im neuen Jahr angekommen ist.
Welches sind die populärsten Tempel und Schreine in Tokio zu Neujahr?
Zu den beliebtesten Tempeln und Schreinen in Tokio für Neujahrsbesuche zählt der Meiji Jingu Schrein in Shibuya, der Senso-ji Tempel in Asakusa sowie der Yasukuni-Schrein. Diese Orte ziehen über die Feiertage Millionen von Menschen an, die dort beten und das neue Jahr willkommen heißen.